Warum die Birnfelder zusammen feiern

Die Birnfelder ersetzten die zahlreichen Weihnachtsfeiern durch eine gemeinsame Dorfweihnacht. Warum das etwas Besonderes ist. Nicht nur für die Birnfelder.

Mit den Worten “wunderbar unaufgeregt“ würden wohl die wenigsten Mitarbeiter von Weihnachtsfeiern oder -märkten ihren Einsatz bezeichnen. Nicht so Monika Erhard. Auch als Helferin habe sie Zeit für Gespräche und dafür, in aller ruhe einen Glühwein zu trinken, erklärt sie. Das kommt wohl daher, dass bei der Birnfelder Dorfweihnacht wirklich alle an einem Strang ziehen.

Der Ursprungsgedanke, nämlich dass die Dorfgemeinschaft sich selbst ein Fest schenkt, trägt auch im sechsten Jahr der Veranstaltung, die traditionell am vierten Adventssamstag stattfindet. Den Termin habe man bewusst gewählt, erklärt Winfried Reß, denn „wer bis dahin seine Weihnachtseinkäufe noch nicht geregelt hat, der wird eh nicht mehr fertig.“ Folgerichtig gibt es auf der Dorfweihnacht außer Kulinarischem nichts zu kaufen, „Essen, trinken, Gespräche, runterkommen, nicht nochmal auf Geschenkejagd“, darum ginge es, so Reß. Und das ist auch der Grund, warum eine Sulzfelderin seit fünf Jahren kommt: „Die Atmosphäre hier, nicht der Konsum.“

Bis zur ersten Dorfweihnacht war es ein weiter Weg

Es war halt, wie´s überall ist: Jeder Verein und jede Gruppe hatte eine eigene Weihnachtsfeier. Der Heimat-Sport-Verein, der CSU-Ortsverband, die Flurbereinigungsgenossenschaft, die Freiwillige Feuerwehr, der Gesangverein, die Jagdgenossenschaft, die Kirchengemeinde, die Blaskapelle, der Verein für Gartenbau und Landespflege und die Schäfereigenossenschaft. Die rund 300 Einwohner waren da schnell überfordert und so kamen zu den traditionellen Weihnachtsfeiern immer weniger. Schön wäre doch, wenn alle zusammenfeiern würden, dachten sich die Birnfelder. Es wurde nach dem richtigen Platz und dem rechten Rahmen gesucht. Lange wurde von einer Waldweihnacht geträumt, erinnert sich Rainer Erhard. Das aber erwies sich logistisch als sehr schwierig, schließlich wurde mit dem Kirchplatz der perfekte Ort gefunden. Wo sollte sich die Dorfgemeinschaft versammeln, wenn nicht unter der Dorflinde? Hier gibt es Strom, Wasser und die Kirchentreppen eignen sich perfekt als Bühne. Seit 2011 ist der Dorfplatz auch neu hergerichtet, also der perfekte Ort für die Feier.

Erstes Treffen 2013

„Am 1. Oktober 2013 haben wir uns das erste Mal getroffen“ erinnert sich Initiator Rainer Erhard. Damals haben die Verantwortlichen beschlossen, die Dorfweihnacht alle zwei Jahre durchzuführen, aber der Erfolg war beim ersten Mal schon so groß, dass sie seitdem jährlich veranstaltet wird. „Es ist total herrlich, nichts Kommerzielles, man trifft immer wieder Leute, mit denen man reden kann“, erklärt Susanne Karch. „Mittlerweile hat sich die Dorfweihnacht zum Selbstläufer entwickelt“, stellt Rainer Götz fest. Und lachend meint er: „Bei 10 000 Besuchern ist dann Schluss.“ Jetzt wehren alle ab, nein, so viele Besucher wollen sie sich nicht einmal vorstellen. Und so gibt es auch kaum Sitzgelegenheiten, sondern viele Stehtische, da wechselt man öfter und die Leute kommen leichter ins Gespräch. 500 bis 600 Besucher kommen im Laufe des Nachmittags und Abends.

Die lebende Krippe vom ersten Jahr wurde abgeschafft. Die Schafe, die da drin waren, „waren hinterher verwirrt“, erinnert sich Götz. Noch nie habe sich jemand von den Anliegern des Dorfplatzes beschwert, stellt Reß fest, ganz im Gegenteil, auch die Umgebung werde immer festlicher geschmückt. Götz ergänzt, „die Bewohner des Seniorenheims Barockschloss Birnfeld sind unsere treuesten Fans“.

Rahmenprogramm zieht die Leute an

Auf- und Abbau funktioniert reibungslos, am Samstag ist Dorfweihnacht und schon am Sonntag um 12 Uhr sei davon nichts mehr zu sehen, 20 bis 30 Leute treffen sich früh und arbeiten beim Abbau zusammen. Michael Budau erzählt, dass heuer nach dem Aufbau einer gesagt habe: „Eigentlich könnten wir jetzt schon wieder abbauen“, soviel Spaß hätten sie beim Aufbau gehabt. Da wird sogar Bürgermeister Friedl Heckenlauer ein bisschen neidisch, er muss für den Stadtlauringer Weihnachtsmarkt regelmäßig den Bauhof einspannen.

Es soll zwar eine Feier der Dorfgemeinschaft bleiben und nicht in Stress ausarten. Es sei wohl auch das Rahmenprogramm, das die Menschen anzieht, meint Götz. Der ehemalige Bäcker Mario Dümpert backt mit den Kindern Lebkuchen, in der Kirche sind Krippen ausgestellt und im Pfarrhaus Kunst. Die „Stricklieseln“ bieten ihren schon legendären selbstgemachten Likör an und auch die Dorfjugend ist beschäftigt. Seit November, erzählt Laura Winheim, laufen die Proben für das Krippenspiel. Dabei gehe es nicht um „höchste Professionalität“, sondern darum, dass alle mitmachen könnten. Es klingt wie die Überschrift über die Dorfweihnacht: Alle machen mit und jeder hat seinen Spaß.

Der Erlös dieser Veranstaltung kommt wieder der Dorfgemeinschaft zugute, für alle Projekte, die offiziell nicht gefördert werden.

Text: Ursula Lux

Veröffentlicht in der Mainpost am 26.12.2018

Bilder zur Dorfweihnacht: Monika Erhard, Alfred Lamprecht

2018 - Dorfweihnacht - Bilder