Das BÄO probte vom 10. bis 17. Juni beim Heimat-Sport-Verein Birnfeld
In Schloss Craheim, wo die jährlichen Arbeitsphasen des Bayerischen Ärzteorchesters stattfinden, schließen die Musiker Wetten ab: „Wie lange braucht Dirigent Professor Dr. Reinhard Steinberg diesmal, bis er endlich den „Vibratoakzent“ einfordert. Meist brauchen sie weniger als zweieinhalb Probenstunden darauf zu warten. Worum geht es beim Vibratoakzent? Wie immer in der Musik: um Dynamik, Agogik, Art der Tongebung, um die gemeinsame Aktion. Der Vibratoakzent erleichtert und vereinheitlicht – wo erforderlich – das Anschwingen des Tones.
Senza vibrato spielt das BÄO selten. Das hat mit der Größe des romantischen Symphonieorchesters zu tun: für die Arbeitsphase melden sich von 180 BÄO-Mitgliedern, durchweg musikalisch engagierte Mediziner,  jeweils rund 100 an – womit die Besetzung und damit auch die Stilrichtung bestimmt ist. In diesem Jahr begann das Programm mit der „Rienzi-Ouvertüre“ von Richard Wagner. Es folgte „Schelomo“ für Violoncello und Orchester von Ernest Bloch. Das hochromantische Werk charakterisiert den jüdischen König Salomo, dargestellt durch das Violoncello. Solist war Konstantin Pfiz. Die gesamte Spannbreite der Emotionen, die sich mit seinem Namen und der sprichwörtlichen Weisheit verbinden, ist in dem Werk enthalten. Im zweiten Teil standen die „Enigma-Variationen“ von Edward Elgar auf dem Programm. In 14 Variationen charakterisiert der britische Komponist Personen aus seinem Freundeskreis – jeweils nur durch die Initialen angedeutet. In der letzten Variation beschreibt Edward Elgar sich selbst. Die Konzerte fanden diesmal in Bad Neustadt (16.06.),  Erlangen (17.06.) und  München (18.06.) statt.
Bereits seit 19 Jahren nutzt das BÄO die HSV-Halle zur Vorbereitung. 98 Musiker probten auch in diesem Jahr auf hohem Niveau, während die mitangereisten Familien die Atmosphäre des weitläufigen Sportgeländes genießen. Bestens verpflegt werden die Ensemble-Mitglieder in den Pausen vom Wirtschaftsteam rund um Angelika Müller. Nicht nur Kaffee und leckere, selbstgebackene Kuchen stehen zur Verfügung, das Serviceteam vom HSV hat immer ein offenes Ohr für Sonderwünsche: vom Podium für den Solisten über Bleistiftanspitzer, Alleskleber, bis zur Vase für die gerade frisch gepflückten Feldblumen.
Zur Generalprobe am Freitagmorgen fanden sich wieder interessierte Zuhörer ein. Diesmal konnte Dirigent Steinberg besondere Gäste begrüßen: Pfarrer Dr. Eugen Daigeler mit seinem Studienkollegen, dem norwegischen Generalvikar Ole Martin Stamnestro aus Trondheim, sowie den Astronom Dr. Thomas Müller aus Garching.
Wer dieses besondere Musikerlebnis verpasst hat, kann sich auf das nächste Jahr freuen, auch 2018 wird das Bayerische Ärzteorchester in Schloss Craheim wohnen und das HSV-Gelände vom 26.05. bis zum 01.06. als Konzerthalle nutzen. Als stiller Zuhörer kann dann jeder selbst erleben, wie Maestro Steinberg ruft: „Vibratoakzent bitte!“

Text und Bilder: Monika Erhard